Noch vor 100 Jahren besassen die meisten Oberländer Gemeinden ansehnliche Rebflächen. So verfügte auch Grüningen 1886 über eine Rebfläche von 7,74 ha, bewirtschaftet von 69 Besitzern. Zwischen 1895 und 1910 gab es mehrere sehr kalte Winter. Bei anhaltenden Temperaturen unter -18° C können die Rebstöcke erfrieren. Im Jahre 1902 wurde in Grüningen nur noch eine Fläche von 0,66 ha registriert. Da auch die Qualität des Weines nicht befriedigend war, führte dies schliesslich zur vollständigen Aufgabe des Rebbaus am Schlüssberg. Um 1910 dürften die letzten Rebstöcke gerodet worden sein.
Der Schlüssberg liegt auf 505 M.ü.M., sein höchster Punkt liegt auf 553 Meter. Die mittlere Hangneigung beträgt 30%. Der Rebberg ist nach Südost bis Südwest gerichtet. Er wird nördlich durch einen Wald geschützt. Die Reben werden im Direktzug bewirtschaftet, es ist also keine Terrassenanlage. Der Boden ist tiefgründig mit einem Kiesanteil von 20%.
Im April 1998 reichte Daniel Müller, Grüningen, in Bern das Gesuch zur Aufnahme des Schlüssberges in den Rebkataster ein. Diesem wurde bereits im Dezember gleichen Jahres stattgegeben. Am 1. Mai 1999 wurde eine Fläche von 75 Aren mit 2500 Riesling & Sylvaner und 1300 Garanoir Reben bestückt. In den folgenden Jahren kamen bald einige Sorten und zusätzliche Flächen dazu, bis schliesslich eine Fläche von 2,5 ha bestockt waren. Von den Sorten gab es Léon Millot, Siramé und Cabernet Cortis bei den roten Gewächsen und Solaris, Seyval Blanc und Johanniter bei den Weissen. Doch nichts ist in Stein gemeisselt. So wurde ein Teil von Riesling&Sylvaner durch Souvignier Gris ersetzt und ein Teil von Garanoir durch Divico.
Lukas Pflugshaupt hat 2018 auf 50 a Cabernet Blanc neu gepflanzt. Auch wurde seither Johanniter komplett durch Solaris ersetzt.
Alle Sorten ausser Garanoir und Riesling&Sylvaner sind pilzwiderstandsfähig. D.h. diese Sorten weisen eine hohe Toleranz gegenüber dem Echten und Falschen Mehltau auf. Dank den eigenen Widerstandsfähigkeiten müssen die Reben weniger durch Spritzmittel geschützt werden. Auch deshalb wurden und werden die Anzahl Rebstöcke von Riesling&Sylvaner und Garanoir laufend reduziert.
Während der Solaris, Léon Millot/Siramé und Cabernet Cortis im Jahr 2023/24 zum letzten Mal von Samuel Wetli, Männedorf, gekeltert wurden, werden seit 2023 alle anderen Trauben in Grüningen zu Wein verarbeitet. Im Dezember 2022 konnte Lukas Pflugshaupt von Otto Hengartner im Heispel eine Scheune kaufen und im Jahr 2023 zu einem Weinkeller umbauen. Mit Olivier Hirschi als Kellermeister werden in Zukunft alle Weine von da vinum im Heispel gekeltert.
Der Grüninger Wein wird wie bisher selbst vermarktet. In Grüningen sind alle unsere Weine in der Chäs-Hütte verfügbar, sowie eine Auswahl in der Metzgerei Lehmann und in der Wy-Galerie erhältlich. Der Wein wird ausserdem in den Grüninger Restaurants Gasthof Adler, Restaurant Bären und im Restaurant Freihof ausgeschenkt.